Wir PhysiotherapeutInnen sind in letzter Zeit häufig in den Medien zurückzufinden wegen den möglichen Tarifanpassungen durch den Bundesrat. Der Bundesrat sieht sich gezwungen einzugreifen, da die Krankenkassen und der Physioverband sich, wie so oft, nicht einigen können. Seit 1990, als ich die selbständige Arbeit aufgenommen habe, hat es nie eine richtige Tariferhöhung gegeben. In 1992 gab es die letzte automatische Anpassung an der Teuerung, 2014 gab es 8 Prozent Erhöhung (1998 hat das Luzerner Krankenkasseverband den ausverhandelte Taxpunktwert um 10 % gekürzt und nachträglich grosszügig um 1 Prozent dann wieder erhöht). Mit diesem 8 Prozent, in den letzten 25 Jahren waren wir also nicht richtig geholfen.

Die Verhandlungen mit den Krankenversicherer sind also mehr als mühsam und nie erfolgreich aus meiner Sicht. Jetzt arbeiten wir als Physiotherapeut, als einzige im Gesundheitsbereich mit Pauschalvergütungen. In unsere Praxis wird eine Behandlung ungefähr 25 bis 30 Minuten dauern. Aufwendigere Behandlungen (Lymphedrainage u.a. ) dauern ungefähr 45 Minuten.  Die Pauschalvergütung gibt den Physiotherapeuten jedoch die Möglichkeit die Behandlungsdauer nach unten (oder nach oben) anzupassen. In der Pauschalvergütung sind sämtliche Leistungen, wie Behandlung, Kommunikation mit den Aerzten, Berichte lesen/ schreiben und Studieren der Akten usw. abgegolten.. Mit dem neuen Tarif ist eine Physiotherapiepraxis nicht mehr überlebensfähig, Die Mieten, Amortisationen und Personal sprengen den finanziellen Rahmen.

Die Zeitanpassung nach unten möchte der Bundesrat jetzt einen Riegel schieben Damit könnte man einverstanden sein. Jedoch ist nicht ersichtlich, ob die Physiotherapie nach über 30 Jahren real wieder besser bezahlt wird. Auch in Hochdorf merken wir seit Jahren, dass es immer schwieriger wird Personal zu finden. Der Ausstieg aus dem Beruf fünf Jahren nach Diplomerhalt ist sehr gross. Es gibt besser bezahlte Alternativen für PhysiotherapeutInnen, als in einer Physiotherapiepraxis zu arbeiten.

Mit der Massnahme der Krankenkassen werden sich jedenfalls die jüngere BerufskollegInnen sicher ein zweites Mal überlegen ob sie sich doch umschulen sollen. Das bedeutet längere Wartefristen, weniger Fachkenntnisse und weitere Zufahrten für die Klienten

Nach über 30 Jahren zu sehen, dass die Kosten steigen und dass die Einnahmen sogar reduziert geworden sind durch Anpassungen im Tarifsystem, ist es Zeit wieder eine realistische Vergütung für unsere Arbeit zu bekommen. Dann bin ich (meine Meinung) auch bereit den Bundesratvorschlag zu akzeptieren.


René de Beus.


Hier finden Sie ein Link zur Erklärung des Bundesrates

Hier können in einem PDF den Vorschlag des Bundesrates detailliert lesen

Hier ist ein Link zum Physioswiss mit Informationen unseres Verbandes (https://www.physioswiss.ch/de)